Bitte Augen schließen

Wer depressiv ist, ist zu keinem Schluss fähig. Ohne Schluss aber verschwimmt alles.

Wie eine Lawine stürzt die Zeit vielmehr gerade deshalb fort, weil sie in sich keinen Halt mehr hat.

Auch die Schlaflosigkeit rührt von der Unfähigkeit her, zu schließe

Der gute Schlaf ist selbst ein Schluss

Wo die Zeit jeden Rhythmus verliert, wo sie sich halt- und richtungslos ins Offene und Leere stürzt, verschwindet auch jede rechte oder gute Zeit.

Die Beschleunigung ist also der Ausdruck eines temporalen Dammbruches.

Die Information ist kein Schluss. Daher tendiert sie zur Wucherung und Vermassung. Darin unterscheidet sie sich sowohl vom Wissen als auch von der Erkenntnis und Wahrheit. Dieser wohnt die Negativität der Ausschließlichkeit inne, die sie zur Gegenfigur der Information macht

Daher fehlt ihm die Geschichte, d.h. der Sinn

Im Trödelladen liegen die Dinge bloß nebeneinander. Sie sind nicht geschichtet.

Das Gedächtnis wird heute zu einem Müll- und Datenhaufen, zu einem »Trödelladen« (Paul Virilio) entnarrativisiert, der mit Massen von allen möglichen, völlig ungeordneten, schlecht erhaltenen Bildern und abgenutzten Symbolen vollgestopft ist

Er ist bloß additiv.

Im Gegensatz zum Gedächtnis, das eine narrative Struktur aufweist, ist der Speicher ohne Geschichte, d.h. ohne Schluss.

Der Zwang zur permanenten Vigilität und Visibilität erschwert es, die Augen zu schließen. Die Transparenz ist der Ausdruck der Hypervigilität und Hypervisibilität.

Der rasche Wechsel von Bildern macht das Augen-Schließen unmöglich.

Gegenüber diesen »dröhnenden« Bildern kann man nicht die Augen schließen.

Nicht nur die narrative Zeit ist ein Schluss. Auch der beglückende, erfüllende Augenblick ist ein Schluss, denn er ist in sich abgeschlossen.

Endlos beschleunigen lässt sich dagegen der Prozessor, weil er nicht narrativ, sondern bloß additiv arbeitet