Er ist Anfang zwanzig. Niemand soll sagen, dass das die schönste Zeit imLeben ist. Die Tage verlaufen in zäher Gleichförmigkeit. Aber warum fällt ihm auch nichts anderes ein, als in Lokale zu gehen, die gerade angesagt sind, sich durch die Stadt treiben zu lassen und auf die Einladung zur nächsten Vernissage zu warten? Einzig die Musik öffnet Freiräume, manchmal zumindest. Sonst sind die Tage von gleichsam rituellen Abläufen geprägt. Er stellt sich eine Zählmaschine vor, die bei jeder Handlung, bei jedem Musikstück, bei jedem Weg anzeigt, das wievielte Mal es gerade ist — und nach 9999 springt sie wieder auf Null. Er nimmt Posen ein: Stilisierung ist eine Möglichkeit, unbestimmte Trauer eine andere. Doch sie überdecken den Riss in diesem Leben, dem jedes Zeichen äusserer Tragik fehlt, nicht lange. «Heute könnte ein glücklicher Tag sein» bleibt als letzte, durch Zynismus getarnte Hoffnung des Protagonisten einer Generation, für die, wie es einmal hiess, Krieg leichter zu ertragen ist als ein Montagmorgen.