Der Umgang mit sexualisierter Gewalt in kirchlichen Kontexten ist unzureichend. Zwar wurden Maßnahmen zur Intervention und Prävention unternommen, spezifische kirchliche und theologische Ermöglichungsbedingungen sind aber noch zu wenig beachtet worden. Bisher fehlen interdisziplinäre und interkonfessionelle Studien zum Problem des Vorfeldes sexualisierter Gewalt in kirchlichen Kontexten. Dabei geht es um Theologien und Strukturen, die in ihrer Ambivalenz einen Bezug zur sexualisierten Gewalt aufweisen und Reaktionspflichten hemmen.
Diese Blickbegrenzung soll im Gespräch zwischen verschiedenen theologischen Fächern (Bibelwissenschaften, Ethik, Pastoral— und Religionspsychologie) und anderen relevanten Disziplinen (Geschichtswissenschaften, Psychologie, Kriminologie) überwunden werden, um ein kritisches Denken und Handeln in Theologie und Kirche im Bewusstsein der Persistenz spezifischer Formen sexualisierter Gewalt und etablierter Reaktionsformen zu entwickeln.
Gemeinsames Ergebnis der einzelnen Studien dieses Bandes ist, dass die Berücksichtigung der Erfahrung sexualisierter Gewalt im Kontext kirchlicher Institutionen die Akzeptanz zugrundeliegender theologischer und seelsorglicher Annahmen ändert.