Richard A. Huthmacher

Julius Wagner Ritter von Jauregg: Die Angst von Folter muss grösser sein als die vor dem Schützengraben

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Um ihren Mann loszuwerden, beauftragte die Geliebte des Bankiers (Albert) Rothschild den Psychiater Wagner-Jauregg mit einem Gutachten; ohne den Patienten je gesehen zu haben, stellte der Wiener Professor wunschgemäß die Diagnose, der berühmte Schauspieler sei „irrsinnig und gemeingefährlich“, und ordnete die Einweisung in eine Irrenanstalt an. Nur durch die Intervention des Kaisers selbst — auf Bitten seiner Geliebten, der vormaligen Verlobten des angeblich irren Mimen — konnte die Zwangsunterbringung verhindert werden.

Schlimmer noch: Bereits in seinen ersten Vorlesungen (1893/94) formulierte Wagner-Jauregg die Psychiatrie der 1920-er bis 40-er Jahre; namentlich „unwertes Leben“ und dessen Ausrottung standen im Fokus seines Interesses, später auch seines ärztlichen Handelns; der „Schutz der Gesellschaft vor ´asozialen Elementen´ war … [ihm stets] oberste[s] Gebot“.

Patienten mit „affektiven Störungen“ behandelte Wagner-Jauregg, indem er sie mit Malaria infizierte; eine therapeutische Wirkung darf bezweifelt werden, auch wenn die Unglücklichen, die dann mit dem Tode rangen, zweifelsohne mehr mit ihrem Überleben als mit ihren „Depressionen“ beschäftigt waren: „Dass die … Ärzte … um die Gefährlichkeit dieser Therapie wussten und diese …, trotzdem, …gar gegen… Onanieren eingesetzt wurde, ist sicherlich als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit einzustufen.“

Last but not least praktizierte Wagner-Jauregg die sog. Elektro-Therapie; malträtiert wurden „Kriegs-Neurotiker“, die das Trommelfeuer des 1. Weltkriegs um den Verstand gebracht hatte: „Es liegt der Verdacht mehr als nahe, dass die… Ströme … zu Folterzwecken angewendet wurden.“ Jedenfalls sollten die Soldaten Wagner-Jaureggs Behandlung mehr fürchten als Schützengräben, Giftgas und Granaten.
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268 Druckseiten
Ursprüngliche Veröffentlichung
2020
Jahr der Veröffentlichung
2020
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