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Jutta von Kampen

Fürstenkrone 238 – Adelsroman

Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt “diese” Wirklichkeit.

»Er kommt!« zischte die hübsche blonde Studentin ihrer Freundin zu. Sie trug die modischen Caprihosen zu einem nabelfreien Top und sah keineswegs so aus, wie man sich eine Studentin für Hoch— und Tiefbau vorstellt. Ihre dunkelhaarige Freundin war nicht weniger hübsch, aber da sie etwas molliger war, zog sie es vor, mit einem tiefen Dekolleté Aufmerksamkeit zu erregen. Auch sie schien nicht besonders an dem Fach interessiert zu sein, auch wenn sie sich bereits im zweiten Semester eingetragen hatte, sondern genau wie ihre Freundin an dem jungen Mann, der jetzt mit weitausholenden Schritten den Gang der Technischen Universität entlangkam. Er sah die beiden, grinste sie vergnügt an, blinzelte ihnen zu und betrat den Hörsaal, gefolgt von den ihn anhimmelnden jungen Damen, von denen jede hoffte, daß er mit dem Lächeln und Blinzeln in erster Linie sie und nicht die Freundin gemeint hatte. In den vorderen Bänken des Hörsaals saßen hauptsächlich Studentinnen, während die männlichen Zuhörer sich gelangweilt in den rückwärtigen Bänken drängten. Sie waren vielleicht interessierter als ihre Kommilitoninnen, aber es ödete sie an, wie die sich an den jungen Assistenten heranmachten. Sie wußten zwar nach der Vorlesung, was er angehabt hatte und auch sonst eine Menge persönlicher Dinge — ob er müde aussah, weil er abends ausgegangen war, und vielleicht wußten sie sogar, mit wem, aber von dem vorgetragenen Stoff hatten sie meistens keine Ahnung. Dabei waren seine Vorlesungen wirklich interessant. Schließlich wollte er sich habilitieren! Und weil er ein jüngerer Sohn aus einer ohnehin nicht allzu wohlhabenden Familie war, hatte er mit echtem Interesse und Freude daran, mehr damit zu verdienen, als wenn er nur sein Assistentengehalt bekommen hätte, eine Stelle beim Wasserwirtschaftsamt der Stadt angenommen. Er war also weit mehr beschäftigt, als die ihn anschwärmenden Gänschen, wie er sie im stillen bei sich nannte, vermuteten. Und wenn er übernächtigt aussah, so — jedenfalls zumeist — weil die doppelte berufliche Belastung schließlich auch einem jungen Mann von Ende Zwanzig gelegentlich zusetzt. Der Name des jungen Mannes war Dr. Gregor Freiherr von Steinwies, und sein dritter Titel war der eines Diplom-Ingenieurs. Letzterer sowie der Doktortitel imponierte an der Universität nicht so besonders. Das war hier gang und gäbe! Aber daß er außerdem noch ein Baron war, erhöhte seine romantische Anziehungskraft doch sehr — auch wenn er bei einer Gelegenheit erklärt hatte, daß ein ererbter Titel weniger zu bewundern wäre als ein selbst erworbener. Schließlich hätte man sich ja seine Eltern nicht aussuchen können.
94 Druckseiten
Copyright-Inhaber
Bookwire
Ursprüngliche Veröffentlichung
2022
Jahr der Veröffentlichung
2022
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