“Jahrgang 49” schildert das Aufwachsen eines 1949 Geborenen und seine exemplarischen Lebenserfahrungen im Alter von Zwölf bis etwa Dreißig. Erzählt wird also aus den 60er Jahren zu den Themen Schule, Musik, Freizeit, Reisen, Politik und natürlich Liebe. In den 70ern verschiebt sich die Perspektive hin zu Universität, Partnerschaft, individueller Lebensgestaltung und Zukunft.
Die beiden Jahrzehnte, die den historischen Hintergrund der Erzählung bilden, sind gefüllt mit Ereignissen, die dazu beigetragen haben, die Gesellschaft nachhaltig zu verändern. Mit dem Vietnamkrieg rückte neuerlich ein Krieg in das Zeitgeschehen, politische Morde begleiteten gesellschaftliche Auseinandersetzungen und die Jugend verweigerte den Gehorsam.
Aber vielleicht noch mehr bestimmten gewaltlose Ereignisse diese Jahre. Die Entwicklung der Musik zu einem weltweiten Industriezweig begann bereits mit dem Rock 'n' Roll und Elvis Presley in den 50er Jahren, der Durchbruch aber gelang 1963 mit dem Hit der Beatles “I Wanna Hold Your Hand”. Im Anschluss daran entstand ein bei vielen Jugendlichen ein individueller Lebensstil, der Musik in den Mittelpunkt ihrer Weltsicht stellte. Dazu gehörte Aussehen, Kleidung, Freizeitgestaltung, Tanzen und vieles mehr. Diskotheken wurden zu sozialen Treffpunkten, Musikanlagen wurden Bestandteil von Wohnungseinrichtungen und Autoausstattungen und damit Teil des Lebensgefühls.
Der Wandel in der Gesellschaft griff auch massiv in die Form des Zusammenlebens von Menschen ein. In den Kinderläden wurden Ansätze für eine Reform der frühkindlichen Erziehung entwickelt und Wohngemeinschaften entstanden nicht nur durch finanziellen Druck, sondern waren auch Ausdruck des Willens zu einer Veränderung, die das Rollenverhalten von Mann und Frau, sexuelle Freizügigkeit und die Sicht auf die berufliche Karriere zum Gegenstand hatte. Damit war auch die Institution der Familie in Frage gestellt.
Die Protagonisten dieser Erzählung sind Menschen, deren Lebensentwürfe, Wünsche und Ziele den gesellschaftlichen Veränderungen ausgesetzt waren. Ihre Suche nach einem individuellen Weg der Bewältigung steht im Fokus der Erzählung.