Nur für eine Woche, denkt die junge Fotografin Liane Eichhöfer, muss sie sich von ihrer kleinen Tochter Kira trennen, dann ist sie zurück von einer Geschäftsreise nach Österreich. Doch es kommt alles ganz anders! Liane wird in einen schweren Unfall verwickelt. Daheim wundert sich Lianes Freundin Ellen, dass sie sich nicht meldet. Und weil sie selbst wieder arbeiten muss, kommt Kira nach Sophienlust. Doch das Mädchen will sich einfach nicht mit der Wahrheit abfinden, dass ihre Mutter tot sei …
«Hast du auch nicht vergessen, die Knabberstangen für Rosi und Robbi einzupacken?», fragte Liane Eichhöfer und schaute ihre Tochter Kira lächelnd an. «Mutti! Natürlich habe ich das nicht vergessen. Hier, der Beutel ist ganz voll mit all den Sachen, die Rosi und Robbi brauchen.» Kira hielt demonstrativ einen Leinenbeutel hoch, der prall gefüllt war. Liane nickte zufrieden. Im Grunde genommen wusste sie genau, dass sie ihre Frage gar nicht hätte stellen müssen. Die beiden Kanarienvögel Rosi und Robbi waren ihrer neunjährigen Tochter sehr wichtig. Vor vier Jahren war bei Lianes Mann Robert ein Gehirntumor festgestellt worden, der nicht operabel gewesen war und an dem er schon zwei Monate später gestorben war. Kira, die seinerzeit gerade fünf Jahre alt gewesen war, konnte die Endgültigkeit des Todes zwar noch nicht so recht begreifen, litt aber doch sehr darunter, dass ihr Vati plötzlich nicht mehr da war. Um das kleine Mädchen ein wenig abzulenken, hatte Liane ein Pärchen Kanarienvögel gekauft. Kira hatte ihr Herz sofort an die beiden Vögel gehängt und sich für die Tierchen verantwortlich gefühlt. Daran hatte sich bis heute nichts geändert. Jetzt hatte sich ein kleines Problem ergeben: Liane arbeitete als selbständige Fotografin und hatte ein höchst interessantes Angebot bekommen. Sie sollte für einen Reiseveranstalter in Kärnten in Österreich Luftaufnahmen von einer gerade erst erbauten Ferienanlage erstellen. Dieser Auftrag gefiel Liane und wurde außerdem auch noch gut honoriert. Aber sie konnte Kira nicht mitnehmen, weil die Kleine in die Schule gehen musste und dem Unterricht nicht einfach eine Woche lang fernbleiben konnte. Aber Liane hatte Glück. Schon seit vielen Jahren war sie mit der Gartenbauarchitektin Ellen Lennard befreundet, die ebenfalls, kaum dreißig Meter weit entfernt, in derselben Reihenhaussiedlung wohnte.