«Man werfe dem Dichter dieser Geschichten nicht ein, daß er ein Romantiker ist. Er ist ein Mann der Gegenwart. Aber er ist auch ein Dichter; und ein jeder Dichter ist abhängig von den technischen Gesetzen seiner Form. Niemand kann leugnen, daß nach jahrhundertelanger Unterdrückung das Gaunertum in der Gegenwart endlich zur Herrschaft gekommen ist. Pietrino würde heute ein Warenhaus begründen oder eine Zeitung, eine Partei; er würde sein Vaterland demokratisieren und Abgeordneter, Minister, Staatsmann oder Herrscher werden; Lange Rübe erfände eine neue Metaphysik, schüfe eine neue Kunst, stiftete eine neue Religion, erlöste die Welt; und beide schrieben ihren Namen mit ehernen Zügen auf die Tafel, auf welcher die großen Geister der Menschheit verzeichnet werden, von welcher die Namen der angestammten Herrscher, der Matta und Brava, längst verschwunden sind. Aber was bedeutete das für den Novellisten? Für den Novellisten wären sie wertlos geworden, sie wären langweilig, sie erlebten Tragödien. Man hält diesen letzten Satz vielleicht bloß für einen Witz. Er ist Wahrheit; ich habe nicht gesagt, daß man diese Tragödien dichten könnte; nein, das könnte man nicht, denn Lange Rübe und Pietrino sind Lustspielfiguren. Meine Geschichten spielen also in Rom um das Jahr sechzehnhundert. Es ist ja manches gegen die Zeit und den Ort zu sagen, aber das mögen andere Leute tun; ich bin Dichter, und habe keine andere moralische Verpflichtung, als mir die Technik meiner Kunst auferlegt; und so darf ich denn sogar erklären: ich liebe Lange Rübe und Pietrino, Colomba und Tromba. Ich bin Dichter und habe keinen wissenschaftlichen Ehrgeiz. Man erzählt mir, daß der Weltkrieg eine große Menge von Privatdozenten der Staatswissenschaften veranlaßt hat, über das letzte Wesen der bürgerlichen Gesellschaft nachzudenken. Ich habe es gefunden und will es ihnen zu wissenschaftlicher Darstellung verraten: Es besteht darin, daß Lustspielfiguren Tragödien erleben.» (aus: Vorrede)