Der Prager Dichter Hermann Grab hinterlässt bei seinem Tod 1949 ein denkbar knappes schriftstellerisches Werk: einen Roman und eine Handvoll Erzählungen. Gleichwohl bescheinigen ihm Freunde und Bewunderer wie Hermann Broch, Theodor W. Adorno oder Klaus Mann, in würdiger Tradition eines Franz Kafka, Thomas Mann und Marcel Proust zu schreiben. Hermann Grab – ein frühvollendeter, durch Hitlerdeutschland schnellvergessener Dichter.
Zwei Themen bestimmen das literarische Schaffen Hermann Grabs: das großbürgerliche Milieu in Prag der untergehenden k.u.k. Monarchie und das Aufkommen des Faschismus, Flucht und Exil.
Das Weltanschauliche war seine Sache nicht. Nicht das Symbolische, sondern die Impression, das Angeschaute, das Atmosphärische war das Eigentliche von Grabs Kunst. Genaueste Beobachtungsgabe und ein »wohlbehüteter Erfahrungsschatz seelisch-sinnlicher Impressionen« (Klaus Mann) machen in ihrer Dichte Hermann Grabs Geschichten zu kleinen Meisterwerken lyrischer Prosa.