2010 wurde das Jubiläum des vor 50 Jahren geschlossenen deutsch-griechischen Anwerbeabkommens gefeiert. Viele der griechischen “Gastarbeiter” haben inzwischen in Deutschland eine Heimat gefunden und Familien gegründet. Über das (Ein-)Leben dieser Gastarbeiter in Deutschland wurden zahlreiche Bücher veröffentlicht, viele von ihnen haben sich auch literarisch mit dem Leben in der Fremde auseinandergesetzt. Eine große Anzahl der Migranten, die in ihre Heimat zurückgekehrt sind und dort ein neues Leben begonnen haben, brachten ihre deutschen Partner, Kinder und Freunde mit.
Wenig bekannt ist, dass einige dieser deutschen Immigranten ih-rerseits ihr Leben in der neuen griechischen Heimat literarisch verar-beitet haben. Das brachte uns – den Größenwahn-Verlag und das Goethe-Institut Thessaloniki – auf die Idee, einen Wettbewerb auszu-schreiben: Gesucht wurden Kurzgeschichten, in denen die deutsch-sprachigen Auswanderer über ihr Leben als Xenos (= Fremder) erzählen sollten. Wir wollten erfahren, wie sie sich mit dem neuen Land, mit der neuen Mentalität und mit den oft sehr andersartigen Lebensumständen auseinandergesetzt haben.
Die zehn besten Kurzgeschichten sollten in einem Buch veröffent-lichen werden – falls diese Zahl zustande käme. Mit der dann erfolgten großen Resonanz auf unseren Wettbewerbsaufruf hatten wir nicht gerechnet – 53 Einsendungen trafen ein, die alle über das Leben in Griechenland berichteten. Es waren die verschiedensten literarischen Formen vertreten: Gedichte, Erzählungen und reine Aufzählungen von Lebensdaten.
Die Jury, die die besten Kurzgeschichten auswählte, setzte sich aus Vertretern des Goethe-Instituts Thessaloniki, des Größenwahn-Verlags Frankfurt, des Deutschen Generalkonsulats in Thessaloniki, der Deutschen Schule Thessaloniki, der Germanistischen Abteilung der Aristoteles-Universität Thessaloniki und des Romiosini-Verlags Köln zusammen. Die Jury musste darüber entscheiden, welche Einsendungen die gestellten Kriterien erfüllt hatten: in literarischer Form Antwort zu geben auf die Frage, wie sich die Deutschen bzw. deutschsprachigen Ausländer in Griechenland fühlen, ob und wie sie sich integriert haben und was sie über das Leben in der Fremde berichten können.
Die Qualität der Kurzgeschichten hat die Jury bewogen, die Anzahl der Erzählungen, die in die geplante Anthologie aufgenommen werden sollten, auf 19 zu erhöhen. Die ausgewählten Geschichten wurden ins Griechische übersetzt; so können auch die Partner und das grie-chischen Umfeld lesen, wie ihre deutschsprachigen Lebensgefährten und Nachbarn ihr Leben in der “Fremde” erfahren haben.
Im Namen des Goethe-Instituts Thessaloniki und des Größenwahn-Verlags Frankfurt möchten wir uns herzlich bedanken bei allen, die uns ihre Geschichten zugesandt und dieses Buch möglich gemacht haben, sowie bei der Jury, die sich die Auswahl nicht leicht gemacht hat.
Ute Petkakis, Goethe-Institut Thessaloniki, Thessaloniki, Juni 2011