"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft" wird der preußische Universalgelehrte Wilhelm von Humboldt gerne in der Fürstlichen Hofreitschule in Bückeburg zitiert. Ob in den 4000 Jahren, die auf der Welt bereits ohne "Trabverstärkungen" und "Vorwärts-Abwärts" geritten und dabei wirklich so viel falsch gemacht wurde, wie der moderne Dressursport es heute glauben machen will, nimmt Christin Krischke, Mitbegründerin und Direktorin von Deutschlands einziger Hofreitschule, unter die Lupe. Seit über 25 Jahren erforscht sie mit ihrem Mann Wolfgang die Hintergründe historischer Reiterei im Feldversuch, am lebenden Pferd. Mit Historikern, Museumskuratoren und experimentelle Archäologen stellen sie vergessene Übungen, Ausrüstungen und Begebenheiten nach und bringen die erstaunlichsten und einleuchtendsten Erklärungen zutage. Wissen, das die moderne Reiterei auf den Kopf zu stellen vermag.
Auf das durch die Weltkriege entstandene Vakuum an Reitwissen, das sich bis heute in den Köpfen der Funktionäre, Sportreiter und Freizeitreiter fortpflanzt, zielt die Kritik der Autorin ab.
In der Historie und Entwicklung der Beziehung zwischen Pferd und Mensch liegen alle Informationen und das "Handwerkszeug", um pferdegerecht reiten zu können. Ermutigende Aussichten für eine Reiterei, die sich vor siebzig Jahren von allem Althergebrachten abnabelte, um heute zu einer 5 Milliarden Euro schweren Industrie auszuufern. Neben allen kritischen Worten zu den Konventionen des Reitsports, bietet Christin Krischke dem Hörer solide belegte Alternativen im Bezug auf Umgang, Methoden, Ausrüstung und Reiterei an, die dem denkenden Reiter die Entscheidungsfreiheit zurückgeben, und das nötige Hintergrundwissen, um die Entscheidungen guten Gewissens verantworten zu können.