Berenice von Edgar Allan Poe - ist eine 1835 veröffentlichte Erzählung von Edgar Allan Poe. In ihr wird das Hinübergleiten des Ich-Erzählers in eine geistige Krankheit geschildert, die ihn schließlich eine grauenvolle Tat begehen lässt - ohne dass er sich dessen erinnern kann.
Handlung
Der kränkelnde Ich-Erzähler Egeus wächst im Schloss seiner Vorfahren gemeinsam mit seiner Cousine, der anmutigen und lebhaften Berenice, auf. Nach einiger Zeit wird Berenice von einer epilepsieartigen Krankheit befallen, die ihren Körper schwächt, ihr Wesen entstellt und ihren Geist umnebelt. Auch Egeus sinkt in einen Zustand geistiger Umnachtung, in dem er sich stunden- und tagelang einzig auf banale Gegenstände oder einzelne gelesene Sätze konzentriert, in deren Betrachtung versinkt, um schließlich ab und an wieder aus diesem tranceartigen Zustand aufzutauchen und ein gewisses Maß an geistiger Klarheit zurückzugewinnen. Trotz des mysteriösen Siechtums beider Protagonisten verspricht Egeus Berenice "in einer bösen Stunde" die Ehe.
"Der Tag, den wir für die Hochzeit festgesetzt hatten, nahte heran." Egeus glaubt sich allein in seinem Studierzimmer. Doch plötzlich steht Berenice in dunkler Kleidung vor ihm. Er ist erschrocken über ihre abgemagerte, hohe Gestalt und den Anblick ihrer leblosen Augen und ihrer "dünnen, zusammengeschrumpften Lippen". Als sie, ohne ein Wort zu sprechen, mit einem "besonderen, bedeutsamen Lächeln" ihren Mund öffnet, fühlt er sich danach vom "weißen Gespenst ihrer Zähne" völlig beherrscht und glaubt, "dass nur ihr Besitz allein [ihm] jemals Frieden, jemals den Verstand zurückgeben könne." Er versinkt bis zum nächsten Abend in eine Art Monomanie, aus der ihn der Schrei einer Dienerin aufschreckt. Er erfährt, dass Berenice "nicht mehr sei! Am frühen Morgen hatte ein Epilepsieanfall sie heimgesucht. Nun, bei Einbruch der Nacht, waren die Vorbereitungen zur Bestattung beendet".
An dieser Stelle folgt eine für den Effekt der Erzählung entscheidende Amnesie des Icherzählers, die Poe so umschreibt:
Ich wußte, dass es Mitternacht war und dass man nach Sonnenuntergang Berenice begraben hatte. Doch besaß ich keine Vorstellung von dem, was sich in der Zwischenzeit zugetragen hatte. Meine Erinnerung daran war ein Gefühl wie Schrecken, den seine Unbestimmtheit nur grausiger, wie Entsetzen, das seine Gegenstandslosigkeit nur noch grässlicher machte. Es war eine fürchterliche Stunde meines Lebens, angefüllt mit nebelhaften, unaussprechlichen, scheußlichen Erinnerungen. Ich bemühte mich, die Wirklichkeit zu erkennen, die ihnen zugrunde lag; vergebens!