Wenn du jetzt erwartest, den Sensenmann auf einem Pferd zu treffen, dann lass das Buch liegen. Auf diesen Seiten gibt es keine schaurige, düstere oder grausame Gestalt zu erblicken. Es wird auch kein Grauen an die Tür klopfen, kein Weinen, kein Betteln, kein Klagen zu hören sein. Aufhören. Nur das Aufhören existiert. Tick-tack, Tick-tack… Das Aufhören ist immer zu hören. Bis zum Zerbrechen.
Und sie zerbrechen jeden Tag aufs Neue: Die, die noch kein hohes Alter haben, die keine Erfahrungen besitzen, die sich in einer Entwicklung befinden, nach Frische duften, sich nach Liebe sehnen, Erwartungen und Träume haben. Solche unreifen und labilen Gemüter wirst du hier finden, missbrauchte und selbstbetrogene Leiber, zartrosige Fleischeslüste und sinnliche Entlarvungen. Die Landschaft wird in Ölfarbe getaucht. Das Licht bringt dich in ein Künstleratelier. Die Sonne wird dich vergeblich versuchen zu wärmen. Immer wieder wirst du ihnen begegnen: jungen Männern, jungen Körpern; wie sie zerbrechen.
Bist du stark genug, dieses Aufhören zu hören?
Tick-tack, Tick-tack… Tick-Tack…
Ralph Roger Glöckler zelebriert in diesen fünf Novellen die Eroberungsmesse des Todes über das Leben, ohne Weihrauch und biblische Hallelujas, aber mit wortgewaltiger und aussagekräftiger Sprache. Seine Charaktere stol-pern über missverstandene Gefühle, ersuchen den Sinn des Lebens in Kunst, in Hetero— und Homosexualität und verfangen sich in der Unfähigkeit zu sein. Der Tod lauert immer und überall. Als Erlöser. Und trotz des unvermeid-lichen Schicksals aller Menschen erweist sich dieses Werk, gerade wegen des Todes, als meisterlich inszenierte Hymne auf das Leben, denn nichts ist wertvoller, nichts ist vergänglicher als das Leben selbst.