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Britta Winckler

Die Klinik am See 28 – Arztroman

Besonders beliebt bei den Leserinnen von Arztromanen ist der Themenbereich Frauenklinik. Gerade hier zeigt sich, wie wichtig eine sensible medizinische und vor allem auch seelische Betreuung für die Patientinnen ist, worauf die Leserinnen dieses Genres großen Wert legen. Die große Arztserie Klinik am See setzt eben dieses Leserinteresse überzeugend um.

Britta Winckler ist eine erfahrene Romanschriftstellerin, die in verschiedenen Genres aktiv ist und über hundert Romane veröffentlichte.
Die Serie Die Klinik am See ist ihr Meisterwerk. Es gelingt der Autorin, mit dieser großen Arztserie die Idee umzusetzen, die ihr gesamtes Schriftstellerleben begleitete. Sie selbst bezeichnete ihre früheren Veröffentlichungen als Vorübungen für dieses grandiose Hauptwerk. Ein Schriftsteller, dessen besonderer erzählerischer Wunsch in Erfüllung geht, kann mit Stolz auf sein Schaffen zurückblicken.

“Matthias!” rief Therese Obermeier beim Anblick ihres Sohnes erfreut und richtete sich in den Kissen auf, um aber sogleich mit einem tadelnden Unterton die Frage einzuschließen: «Du besuchst mich am hellen Vormittag?Matthias Obermeier quittierte den Vorwurf seiner kranken Mutter mit jenem unbekümmerten Lachen, das seiner positiven Lebenseinstellung entsprach, zumindest wirkte es auf die kranke Großbäuerin so. In Wahrheit aber fühlte er sich todtraurig, seit er wußte, wie gering die Lebenserwartung seiner Mutter wirklich war.”Ich hatte in Auefelden zu tun”, wich er ihrem fragenden Erstaunen darüber aus, daß er als Landwirt tags­über die Arbeit auf dem Hof liegenließ, um sie in der Klinik zu besuchen. Daß ihn in Wirklichkeit die Verzweiflung hertrieb, sie in absehbarer Zeit verlieren und darum jeden gemeinsamen Augenblick nutzen zu müssen, das konnte er ihr nicht sagen, obwohl auch sie um ihren hoffnungslosen Zustand wußte.Vor drei Wochen hatte er sie nach einem ihrer langen arbeitsreichen Tage in die Klinik am See fahren müssen, wo der Chefarzt Dr. Lindau eine sofortige Operation angesetzt hatte. Die befürchtete Diagnose des Arztes hatte sich mit dem Eingriff dann auch bestätigt. Seine Mutter litt unheilbar an einer fortgeschrittenen Krebserkrankung.Und indem er sich jetzt auf ihre Bettkante setzte, schnürte die Angst um sie, welche bereits das Wissen um den Verlust in sich trug, ihm das Herz zusammen. Was war aus der großen kräftigen Frau geworden, welche sie bis vor kurzer Zeit noch gewesen war? Ihr Gesicht, einmal schön und von friedlicher Heiterkeit, war zeitlebens sein Halt gewesen, ihre starke ordnende Hand die eigentliche Kraft des großen Hofes. Jetzt war dieses Gesicht hager, das blonde Haar schien grauer, und die blauen Augen hatten ihren Glanz verloren.”Wie läuft es auf dem Hof?” fragte Therese Obermeier aus ihren Gedanken heraus und sah ihrem Sohn in das wetterbraune Gesicht, in die besorgten blauen Augen, welche trotz des Kummers von freundlicher Ausstrahlung waren. Gern hätte sie ihm über das blonde Haar gestrichen, aber dazu hätte sie sich aufrichten müssen, etwas, was mit Schmerzen verbunden sein würde.”Der erste Heuschnitt kann am Nachmittag eingebracht werden”, gab er etwas automatisch Auskunft.Therese Obermeier wandte den Kopf dem Fenster zu und senkte gleich darauf sekundenlang die Lider vor dem hellen Licht. “Ja, es ist Heuwetter”, sagte sie und glaubte den Geruch trockenen Grases zu atmen.
111 Druckseiten
Copyright-Inhaber
Bookwire
Ursprüngliche Veröffentlichung
2018
Jahr der Veröffentlichung
2018
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